Mathe Gespräche sind eine coole Möglichkeit, das Interesse für Mathe zu wecken! Sie sind so einfach, dass du sie schon mit ganz kleinen Kindern führen kannst. Du musst selber überhaupt kein Mathe Crack sein und du kannst sie in euren Alltag integrieren!
Finn und sein Papa sind im Supermarkt. Finn (knapp 4 J.): „Kaufen wir Mandarinen?“ „Wie viele wollen wir denn kaufen“, fragt sein Papa zurück. „Hundert“, ruft Finn begeistert. „Oh, Hundert sind wirklich viele Mandarinen“, meint Papa, „Wie viele brauchen wir denn, damit Finn, Lisa, Mama und Papa eine Mandarine kriegen?“
Finn überlegt weiter, zählt und macht Vorschläge. Er und sein Papa sind in ein engagiertes Mathe Gespräch vertieft. Sein Papa hat die Gelegenheit geschickt erkannt, und nicht nur mit „Ja, gut, kaufen wir Mandarinen!“ geantwortet.
Es ist auch für dich einfach, die Gelegenheiten für Mathe Gespräche zu ergreifen!
Das Team um Michèle Mazzocco (Professorin am Institute of Child Development der Universität von Minnesota) hat an einem Eltern Anlass Eltern gebeten, mögliche alltägliche Äußerungen in mathematische Sprache zu übersetzen.
Sieh dir an, was dabei herausgekommen ist!
Das sind unzählige Ideen für dich! (leicht adaptiert)
Wir sind uns in der Regel gar nicht bewusst, wie viele mathematische Überlegungen wir im Alltag anstellen
Wir überschlagen, welche Reihe die wenigsten Wartenden hat
Wir teilen den Kartoffelstampf ein
Wir berechnen die Abfahrtszeit
Wir schätzen, ob der Pulli zu klein ist
Wir sortieren die Wäsche
Wir legen Frucht Stücke in einem Muster aus…
Eigentlich musst du nichts anderes tun, als deine Überlegungen aussprechen und mit deinem Kind besprechen
Du bist ein Modell und zeigst deinem Kind die Sprache, ja du GIBST ihm eine Sprache für Mathe.
Das braucht nur wenig mehr Zeit! Dafür zeigst du ihm, wo Mathe uns ständig begegnet!
Wenn du deine Überlegungen laut aussprichst, wird die Mathe, die sich dahinter verbirgt, für dein Kind alltäglich, verständlich und fassbar!
Diese Überlegungen machen wir im Alltag meistens blitzschnell. Mach sie etwas weniger blitzschnell!
👉🏻 Zerteile sie in einzelne Schritte
👉🏻 Sprich sie dann laut aus
👉🏻 Lass dein Kind seine eigenen Überlegungen anstellen
👉🏻 Finde die Genialität seiner Gedanken und nicht die Fehler
Du stellst die Fragen NICHT, um dein Kind zu testen, sondern um es zum Denken einzuladen
Mit deinen Fragen lädst du es ein, sich eigene Gedanken zu machen.
Nur wenn genug Zeit für eigene Gedanken eingeräumt wird, kann dein Kind Ausdauer und Beharrlichkeit entwickeln.
Dan Finkel
Als ich dieses Zitat von Dan Finkel das erste Mal las, musste ich erst einmal eine Weile darüber nachdenken. Und es stimmt! Unsere Kinder werden nicht ausdauernde, beharrliche Problem-Löser, nur weil wir es ihnen sagen.
„Sei beharrlich!“ funktioniert nicht!
Aber sich Zeit nehmen dürfen. Selber merken, dass die eigene Überlegung nicht stimmen kann. Sie korrigieren.
Nicht die Botschaft erhalten „Ich frage dich jetzt etwas, aber ob deine Antwort richtig ist, bestimme ich“. 🤔 Hmmm …
Wo verbirgt sich Mathe im Alltag?
Mathe verbirgt sich in so vielen alltäglichen Tätigkeiten! Wenn du erst mal begonnen hast, die Mathe im Alltag zu erkennen, wirst du sie mit Leichtigkeit überall finden.
Ich habe für dich einige typische Situationen und Gelegenheiten zusammengetragen:
Mathe ist nicht nur rechnen!
Sprich offen darüber, dass auch diese banalen Alltags-Überlegungen bereits Mathe sind! Damit kann Mathe gar nie zum Schreckgespenst werden, das es leider für viele ist!
Du kannst über Mathe Themen sprechen beim Wäsche sortieren, zusammenlegen und verräumen, beim Aufräumen und bei sich wiederholenden Tätigkeiten.
Es kann dabei um die Anzahl von Objekten gehen, aber auch um Muster, Größen, Kategorien, Formen und Reihenfolgen. Alles das ist auch Mathe!
Die Küche ist DER Mathe-Platz! Hier könnt ihr alle Zutaten abzählen und bereit legen, Mengen vergleichen, messen und aufteilen.
Dein Kind lernt schon Gramm und Kilo, Deziliter und Liter kennen, lange bevor es mit diesen in der Schule rechnet. Mit diesem aktiven Handeln bekommt es ein klare Vorstellung über ihre Bedeutung im Leben.
Auch halbieren, vierteln und verdoppeln kann es üben und be-greifen, bevor es Bruchrechnen lernt!
Wenn ihr unterwegs seid, habt ihr viele Gelegenheiten, Zahlen, Formen, Längen und Höhen zu entdecken, beobachten und vergleichen. Beim Einkaufen könnt ihr Überlegungen über Mengen, die Schlange der Wartenden und über Preise anstellen.
Spielsachen fordern zu Beobachtungen über Größe, Form, Muster und Anzahlen auf! Aber auch das Feststellen von Positionen (auf, unter, vor, hinter) ist Mathe pur!
Es ist so entspannend, wenn es nicht um „Richtig“ oder „Falsch“ geht!
Wenn du deinem 3-Jährigen beibringst, dass 2+2=4 ist, wird es lernen, dies einfach so daher zu sagen. Es lernt das auswendig wie ein Gedicht. Seine einzige Motivation dazu sind dein Lob und dein Lächeln.
Wenn es aber mit dir zusammen mathematische Gespräche über wirkliche mathematische Situationen führen darf, erlebt es echte Motivation.
Es darf nämlich
• etwas selber beobachten
• sich wundern und fragen
• diese Fragen mit Forscher-Instinkt beantworten
Es lernt dabei, dass genau das Beobachten und Fragen ihm dieses YES! Gefühl gibt. Da du von ihm nichts erwartest und forderst, über-forderst du es auch nicht.
Du erreichst noch ein anderes wichtiges Ziel: Dein Kind beginnt zu ahnen, wofür es (später) die ganze Mathe lernen wird. Es wird nie fragen:
“Wozu muss ich diesen Mist lernen?”
Lobe dein Kind für seine Überlegungen, nicht für seine Resultate
Wenn Finn also seinem Papa vorschlägt, 100 Mandarinen zu kaufen, sagt er ihm damit, dass er Mandarinen wirklich gerne mag, viele kaufen möchte und schon eine Ahnung hat, was „viel“ sein könnte!
Und nun kannst auch du die Gelegenheiten für Mathe Gespräche im Alltag geschickt erkennen und nutzen! Ich wünsche euch viele spannende Gespräche mit Staunen, Zweifel und Einsichten!
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