Buchstaben lernen im Spiel

Buchstaben üben für die 1. Klasse

Machst du dir gerade etwas Sorgen, weil sich dein Vorschulkind noch nicht für Buchstaben interessiert? Du als Mutter oder Vater weißt, dass Buchstaben in der ersten Klasse recht zügig gelernt werden.

Die meisten Lehrpläne sehen vor, dass die Buchstaben nicht etwa im gesamten ersten Schuljahr, sondern in den ca. 16 Wochen zwischen Schulbeginn und Weihnachten gelernt werden.

 

Puh, das ist schön sportlich, wenn dein Kind ganz ohne Kenntnisse der Buchstaben in die Schule startet!

Wie kannst du deinem Kind die Welt der Buchstaben näher bringen, ohne gleich ins Pauken zu verfallen? Wie kannst du sein Interesse für Buchstaben vor der 1. Klasse wecken? Und wie kannst du deinem Erstklässler, der noch Mühe mit einzelnen Buchstaben hat, helfen?

Die Antwort heißt für mich: Im Spiel kommt dein Kind in Kontakt mit Buchstaben, genau so wie es auch mit allen anderen interessanten Dingen dieser Welt in Kontakt kommt, und das ist nicht auf Arbeitsblättern!

Im Spiel darf es beobachten, staunen, ausprobieren und vor allem auch Fehler machen!

Diese Fehler haben keine weiteren Konsequenzen. Im Gegenteil: Das Spiel hat immer einen gewissen Schwierigkeitsgrad (weil es z.B. auch noch das Gleichgewicht halten oder ein Ziel treffen muss), so dass Missgeschicke verständlich sind – und wir über sie lachen können! Und trotzdem ist immer ein Ziel definiert, das jeder Spieler zu erreichen versucht.

Die ideale Kombination: Spiel (fürs Unbeschwerte) und Ziel (fürs Lernen)

Mit welchem Spiel soll ich beginnen?

Du darfst das Spiel wählen, das dir und deinem Kind am besten passt.

Vielleicht wirst du nach verfügbarer Zeit oder Platz wählen. Natürlich kannst du auch viele der Spiele nach draußen nehmen oder sie nach deinen Bedürfnissen abändern. Du bist auch völlig frei in der Reihenfolge der Spiele.

Du findest auch immer Varianten für jüngere Kinder oder für erfahrenere Lerner.

Inhalt:
Eine einzige wichtige Vorbemerkung, und dann geht’s los!

Buchstaben lernen in Bewegung
Musik Stopp
Buchstaben-Jagd
Postenlauf
In den Abfall damit!
Golf Tees
ABC-Lied mit Tappen
Twister
Buchstaben auslöschen
Zielschuss
Was lernt mein Kind bei diesen Spielen?

Eine einzige wichtige Vorbemerkung, und dann geht’s los!

Verwende den Laut, nicht den Namen des Buchstabens, also „b“ nicht „Be“, „l“ nicht „eL“!
Das ist nicht etwa Babysprache!

Verwende den Laut

Kinder, die zu früh den Namen des Buchstabens gelernt haben, kommen fälschlicherweise zum Schluss, dass man Bsn, Kbl oder Esn schreibt. Lass dir damit also Zeit, das lernt dein Kind dann schon noch!

Buchstaben lernen in Bewegung

Musik Stopp

Verteile 3-5 Blatt Papier auf dem Boden. Auf jedes Blatt schreibst du deutlich einen Buchstaben. Du spielst Musik, zu der sich dein Kind bewegt. Sobald du die Musik stoppst, sagst du einen der Buchstaben an und dein Kind rennt zum Buchstaben.

So machst du es einfacher für ganz junge Kinder: Du schreibst die Buchstaben in verschiedenen Farben und deine Ansage lautet nun: zum blauen „B“, zum roten „M“, zum grünen „E“!
Oder du schreibst die Buchstaben in eine Zeichnung: Zum „B“, das neben dem Baum steht, zum „K“, das in der Krone steht, zum „M“, das auf der Maus steht!
So machst du es schwieriger für ältere Kinder: Mische Groß- und Kleinschreibung. Lege noch mehr Buchstaben aus (10-16). Sage 3 Buchstaben an, die es in dieser Reihenfolge ablaufen muss. Noch schwieriger: in umgekehrter Reihenfolge. So kann es sein Arbeitsgedächtnis zusätzlich trainieren.

In Bewegung Buchstaben lernen

Buchstaben-Jagd

Verteile einige Buchstaben in deinem Wohnzimmer so, dass dein Kind ungewohnte Perspektiven einnehmen muss (unter dem Tisch nachschauen, sich auf den Boden legen, den Kopf ins Büchergestell stecken etc.). Zuerst zeigst du ihm ein Beispiel für die Buchstaben. Du kannst verwenden: Post-it Zettel, Scrabble Buchstaben, Moosgummi-Buchstaben oder irgendwelche anderen Buchstaben, die du schon im Haushalt hast. Jetzt weiß dein Kind, nach welchem Design und welcher Schrift es Ausschau halten soll und kann sich auf die Suche machen.

So machst du es einfacher für ganz junge Kinder: Dein Kind sammelt die Buchstaben ganz einfach ein (mit seinem Bobby Car, in seine Schubkarre, in eine Tasche: was bei ihm gerade aktuell ist). Du untersuchst mit ihm seine Funde und erwähnst ganz nebenbei „Oh, du hast das blaue „A“ gefunden! Und hier ist ein rotes „B“! Ich glaube aber, beim Esstisch versteckt sich noch ein grünes „A“. Schau doch noch einmal nach!
So machst du es schwieriger für ältere Kinder:
Mische Groß- und Kleinschreibung.
Lege noch mehr Buchstaben aus (10-16)
Sage ihm einige Buchstaben an, die es gezielt finden muss. Es lässt sie aber dort liegen und erzählt dir, welchen Buchstaben es wo gesehen hat.

Postenlauf

Installiere einige „Posten“, die mit je 1 Buchstaben beschriftet sind. Dein Kind erhält nun Karten mit Buchstaben und die Aufgabe, diese in der richtigen „Gangart“ zum richtigen Posten zu transportieren:

• rückwärts gehen
• seitwärts gehen
• hüpfen
• Karte:
• auf dem Kopf balancieren
• unters Kinn klemmen
• zwischen Ohr und Schulter einklemmen
• auf den Rücken legen und krabbeln
• mit dem Spielzeug-Lastwagen transportieren
• zwischen den beiden Zeigefingern/Mittelfingern halten
• auf dem Handrücken balancieren

Buchstaben üben mit Postenlauf oder In-den-Abfall-damit

In den Abfall damit!

von motherhoodonadime.com Schreibe einige Buchstaben auf je ein Stück Papier. Auf deine Ansage hin sucht sich dein Kind das richtige Stück Papier, knüllt es zusammen und wirft es in den Papierkorb.

So machst du es einfacher für ganz junge Kinder: Du zeigst ihm eine Vorlage des Buchstabens und sagst gleichzeitig, wie er heißt. Das Kind geht zur Auslage, merkt ihn sich so lange und sucht den gleichen Buchstaben aus. Es muss ihn also vorerst nur wieder erkennen. Diese kleine Hilfe trainiert aber schon mal sein Arbeitsgedächtnis!
So machst du es schwieriger für ältere Kinder: Du hast Blätter mit Groß- und mit Kleinbuchstaben. Du gibst ihm mehrere Buchstaben vor, die es in dieser Reihenfolge abarbeitet, wie „Zuerst ein kleines a, dann ein großes E und zuletzt ein großes M“. Wenn es diese Vorgabe sieht, ist es noch etwas einfacher, wenn es sie nur hört, wird’s schon schwieriger.

Golf Tees

von handsonaswegrow.com Hoch im Kurs sind Buchstaben, auf die man so richtig feste schlagen kann. Du befestigst Sticker am Ende von Golf Tees, auf die du die Buchstaben schreibst, und dein Kind hämmert sie nach Ansage in einen Kürbis. Das Hämmern trainiert seine Feinmotorik und die Hand-Augen-Koordination – beides Fähigkeiten, die es später beim Schreiben brauchen wird.

Das ist auf jeden Fall, was du siehst, wenn du dem Link folgst. Wenn ich denke, wie teuer bei uns Kürbisse sind, werde ich ihn auf jeden Fall durch Styropor, Knete oder eine Kartonschachtel ersetzen! Aber vielleicht kommst du ja mal in den Besitz eines Riesenkürbis. Wenn die Golf Tees sauber sind, kann man ihn nach dieser Aktivität gleich rüsten und kochen. Kein Food Waste also!

Golf Tees und ABC-Lied
Buchstaben berühren und gleichzeitig ihren Laut aufsagen

ABC-Lied mit Tappen

Einige Kinder lernen schon früh das ABC-Lied. Damit sie auch die nötige Verbindung zwischen Laut (was sie singen) und Buchstaben (was sie sehen) herstellen, kannst du ihnen das ABC durcheinander auf ein großes Blatt Papier schreiben. Für Einsteiger schreibst du das ABC noch geordnet, mit zunehmender Sicherheit darf es immer mehr durcheinander werden. Bei jedem Laut, den sie singen, berühren sie mit dem Finger den entsprechenden Buchstaben.

Varianten: Klebe deinem Kind auf jeden Fingernagel einen farbigen Sticker (es geht auch Nagellack) und schreibe die Buchstaben abwechselnd in diesen Farben. Nun muss es auch den richtigen Finger wählen.
Das Ganze kann auch auf dem Boden etwas großzügiger angelegt werden, dann hüpft oder stampft dein Kind.

Das reguläre Twister-Spiel

Twister

Kennst du Twister? Üblicherweise spielt man Twister auf farbigen Kreisen (sobald man umkippt, ist man aber raus!). Wir geben diesem Spiel einen neuen Twist!

Ändere es doch leicht ab, indem du  Bierdeckel mit Buchstaben beschriftest und die Befehle abänderst, z.B. „linker Fuß auf B“, „rechte Hand auf M“. Es macht genau so viel Spaß, aber Kiddo übt dazu noch die Buchstaben – und das ganz ohne Pauken!

Abwandlung von Twister
Das Spiel Twister zum Buchstaben üben verwenden

Arrangiere die Bierdeckel am besten wie beim richtigen Twister: alle gleichen Buchstaben in einer waagrechten Reihe, alle gleichen Farben in einer senkrechten Reihe. So hat dein Kind auch eine Chance sie zu finden, wenn es mit verknoteten Armen und Beinen Ausschau halten muss.

Du siehst auch gleich eine Möglichkeit, selber einen Spinner für die Zufallsauswahl zu machen. Ich habe dazu ganz einfach einen Bierdeckel verwendet und ihn entsprechend beschriftet. Dann noch mit einer Aale ein Loch in die Mitte machen, auf einen Topfuntersatz pinnen und Markierung anbringen. Fertig!

Buchstaben auslöschen

Schreibe mit Straßenkreide Buchstaben auf den Boden oder an eine Wand (da wo’s erlaubt ist). Dein Kind löscht die Kreidebuchstaben aus: mit einem nassen Pinsel, mit einer Wasserpistole oder einer Pump-Flasche. Vielleicht macht das ja sogar noch mehr Spaß, wenn es von einem fahrenden Untersatz aus gemacht wird, wie z.B. vom Dreirad, von der Schaukel in Bauchlage, aus dem Bollerwagen …

Buchstaben auslöschen und als Ziel nehmen

Zielschuss

Auch wenn kleine Jungs und Mädel manchmal mit Schreiben noch nichts am Hut haben (müssen sie ja auch noch nicht), so sind einige doch hoch motiviert, wenn’s ums Schießen geht! Wenn du da im allgemeinen nicht ganz so begeistert bist, könntest du dir ja mal überlegen, so ganz als Ausnahme… die Schießerei zu deinen Gunsten zu wenden.

In unserem Fall bleibt es ganz friedlich.

Das Prinzip ist einfach: Du markierst 3-5 Ziele mit Buchstaben. Nach Ansage muss das richtige Ziel getroffen werden. Platziere die Ziele genug weit auseinander, sodass klar ist, ob das richtige Ziel anvisiert wurde. Meine pinke Box hatte die Ziele ganz eindeutig zu nahe beieinander!

Als Ziele sind möglich: Ballone, Lego-Torbögen, Öffnungen in Kartonschachteln, stehende Kartonröhren, hängende Pappbecher oder ganz einfach ein Post-it.

Die Geschosse können zerknüllte Alufolie (Schokoladenpapier), Bohnensäckchen oder Pingpong Bälle sein, aber auch Wasserballone, nasser Sand, Schneebälle und was dein Kind noch so rumballert!

So machst du es schwieriger für ältere Kinder: Füge der Zielschuss-Aufgabe noch eine zusätzliche Herausforderung hinzu. Zum Beispiel stehen sie auf einer wackligen Unterlage wie einem Balanceboard oder die Ziele bewegen sich leicht (Ballon an Schnur, angeschobener Zug).

So machst du es einfacher für kleinere Kinder: Du schreibst jeden Buchstaben in einer anderen Farbe. Deine Ansage lautet nun: Kannst du den blauen Buchstaben L treffen?

Was lernt mein Kind bei diesen Spielen?

Es lernt die Buchstaben zu erkennen

Dein Kind sieht das Beispiel eines bestimmten Buchstabens und erkennt ihn unter mehreren wieder. Es hat sich also für eine kurze Zeit die Grafik des Buchstabens merken können.
In einem darauf folgenden Schritt erkennt es den Buchstaben und kann ihn benennen.

Es wird schneller und sicherer

Je schneller ein Leser die Grafik des Buchstabens und seinen Laut zusammen bringt, desto erfolgreicher wird er im weiteren Leselernprozess sein. Da Kinder bei Spielen einen gesunden Wettbewerbsgeist entwickeln, sind sie motiviert schnell zu sein, z.B. bei Musik Stopp, Buchstaben-Jagd oder Twister. Der Erfolg lässt nicht lange auf sich warten!

Es trainiert sein verbales Arbeitsgedächtnis

Dieses braucht nämlich jeder Leser, um sich am Satzende an den Satzanfang zu erinnern und ihm so einen Sinn entnehmen zu können.

Wenn du deinem Kind einen mündlichen Auftrag gibst, muss es sich an alle Details erinnern, bis der Auftrag ausgeführt ist. „Suche im Wohnzimmer alle versteckten großen blauen B“

Es trainiert die Hand-Augen-Koordination und die Feinmotorik und kräftigt seine Hände und Finger

Wenn es dies spielend üben kann, wird es später viel müheloser schreiben lernen. Und natürlich auch beim Basteln und Werken geschickter sein!

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4 kommentare

    1. Lieber Fredy, ja genau, Kinder lernen eigentlich ja schon vom Tag 0 an ständig! Diese Begeisterung für neue Erfahrungen und Herausforderungen können wir bei ihnen erhalten. Wie? Natürlich zuerst mal im Spiel – ist ja klar.

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