Du kannst die Konzentration deines Kindes mit Horchübungen wirkungsvoll und spielerisch steigern und legst ganz nebenbei noch wichtige Grundlagen für seine Sprachentwicklung. Und ehrlich – welche Eltern finden nicht, ihr Kind sollte besser zuhören können?!
Inhalt:
Horchaktivitäten für Konzentration und Sprachentwicklung
Geräusche raten
Ich mache Musik
Genau hinhören
Kleiderbügel
Geräusche-Jagd
Echo
für Gruppen
Horchaktivitäten für Konzentration und Sprachentwicklung
Geräusche raten
Geräusche raten ist bei Kindern in jedem Alter beliebt. Und es verblüfft uns alle, dass wir die bekannten Geräusche des Alltags oft nicht erkennen. Man kann es in praktisch jeder Situation spielen: Der Spieler schließt die Augen und rät, was genau er hört.
Macht zuhause Geräusche, die ihr kennt: Schublade öffnen und schließen, Kaffeemaschine einstellen, Backofenwecker einstellen, Toastertaste drücken, Fenster schließen, Glas abstellen, Schlüsselbund schütteln, Schlüssel im Schloss drehen, etc.
Erinnerungen auf dem Smartphone: Du nimmst in besonderen Situationen wie Ausflügen, Besuch bei den Grosseltern, Urlaub etc. mit deinem Smartphone Geräusche auf und spielst sie später ab – erinnert sich jeder, was das war? Das könnten sein:
Auf einem Ausflug: die Gondelbahn, das Plätschern eines Brunnens, Kuhglocken, Hundegebell, eine quietschende Weideschranke
In der Stadt: Bus, Tram, Lautsprecherdurchsagen, Baustellen, Schrittgeräusche auf verschiedenen Böden, Stimmengewirr, automatische Türen, das Zuschlagen einer Autotüre
Im Urlaub: Wellenschlagen, Autofähre, Flugzeuglärm, Fremdsprache, Strandimpressionen, Lautsprecherdurchsagen im Freizeitpark etc.
Noch einfacher kannst du es dir machen, wenn du Spiele mit Geräuschen kaufst oder in der Ludothek ausleihst, wie: Geräusche hören, erkennen, imitieren, Soundtracks, Ravensburger Soundquiz von Tiptoi
Im Internet findest du gratis Geräuschesammlungen auf: www.hoerspielbox.de oder auf www.salamisound.de. Sie sind nach Gebieten wie Bauernhof, Stimmen, Stadt, Haus, Natur, Werkstatt etc. geordnet.
Wie genau helfen Horchaktivitäten die Konzentration zu verbessern?
Wenn es doch nur einen „ON“-Schalter für Konzentration gäbe! Da wir ihn noch nicht gefunden haben, müssen wir diese Fähigkeit entwickeln. Im Spiel sind wir dazu genau richtig motiviert!
Bei Horchspielen sind wir selektiv aufmerksam. Das heisst, aus allen Geräuschen, die um uns vorhanden sind, wählen wir eines aus und „hören es hinaus“.
Damit sind wir bereits fokussiert aufmerksam, denn wir bleiben auf dieses Geräusch konzentriert. Und wenn es uns gelingt, dies über eine längere Zeit zu tun, haben wir Daueraufmerksamkeit gezeigt.
Diese Vorgänge stimulieren im Gehirn neuronale Aktivierungsmuster, die für die Konzentration wichtig sind. Und wenn ihr das häufig genug wiederholt, wird ein richtig tolles Training daraus. So werden im Gehirn stabile Kreisläufe gebildet, die Aufmerksamkeit fast wie auf Knopfdruck herstellen können.
Selber Geräusche machen
Hörbecher herstellen
Hörbecher sind schnell hergestellt:
Du nimmst identische Behälter wie zum Beispiel Überraschungseier; verschließbare Joghurtbecher, Knetebecher etc. und füllst immer zwei mit identischem Inhalt.
Mögliche Füllungen:
- Reis, Linsen, Kichererbsen
- Grobes oder feines Salz
- Gewürze wie ganze Nelken, Kümmel, Rosmarin
- Samen, Vogelfutter
- Nägel, Schrauben, Muttern
- Glöckchen
Verschließe die Behälter mit Klebband oder Heissleim. Achtung: Auch wenn du sie sicher verschließt, solltest du ein Kleinkind nicht unbeobachtet spielen lassen!
Überlass deinem Kind zuerst einmal die Hörbecher und lass es Musik machen. Vielleicht findet es von alleine heraus, dass immer zwei gleich klingen. Welche klingen leise, welche laut? Wo hat es wohl grobe Inhalte drin, wo feine?
Benutze die Gelegenheit neue Wörter kennenzulernen oder bekannte in neuem Zusammenhang anzuwenden. Wenn dein Kind die Geräusche untersucht, könnt ihr sie möglichst genau beschreiben mit Wörtern wie rasseln, klirren, kratzen, fein, grob, laut, leise, leicht, dumpf. Ihr könnt vergleichen: lauter, leiser und höher, tiefer.
Sortieren und vergleichen: Währendem ihr die verschiedenen Töne untersucht, könnt ihr sie nach Klang sortieren oder in Gruppen einteilen: fein oder grob, hell oder dumpf, hoch oder tief. Denke daran, dass es nicht darum geht, dies fehlerfrei herauszuhören, sondern sich auf seinen Hörsinn zu konzentrieren. Ganz nach meinem Motto:
Man muss es nicht können, aber man soll es tun!
Genau hinhören
Sucht euch auf eurem nächsten Spaziergang einen kleinen Ast und schaut, welche verschiedenen Geräusche ihr mit ihm machen könnt. Wie klingt er, wenn du ihn an Baumrinde reibst? Oder auf dem Waldboden? Auf dem Kiesweg? Wie wenn du ihn entzweibrichst? Erkennt ihr die Geräusche wieder? Versucht es mit anderen Materialien, z.B. Tannzapfen, Gras, Steine. Schliesst die Augen und hört gut hin!
Mit Alltagsgegenständen: Platziert auf dem Tisch einige Gegenstände wie Gläser, Schalen, Becher, Kerzenständer. Lernt die Geräusche kennen, die sie beim Anschlagen machen. Nun versucht ihr, die Geräusche mit verbundenen Augen wieder zu erkennen.
Kleiderbügel – ein Musikinstrument?!
Kleiderbügel: Nimm eine ca. 1m lange Schnur und knote sie in der Mitte an den Haken eines metallenen Kleiderbügels. Wickle die Enden der Schnur ein paar Mal um deine Zeigefinger. Schlage nun den Kleiderbügel an einem Möbelstück an.
Jetzt steckst du deine Zeigefinger in deine Ohren und machst es noch einmal. Wie klingt es jetzt?
Größeren Kindern kannst du erklären, was hier passiert ist:
Klangwellen können durch die Luft, Wasser oder feste Gegenstände übertragen werden. Wenn wir den Kleiderbügel einfach so anschlagen, erreichen die Klangwellen unser Ohr über die Luft. Wenn wir die Schnur in unsere Ohren halten, erreichen die Klangwellen unser Ohr über das Metall, die Schnur und unsere Finger.
Klangwellen übertragen sich schneller durch feste Gegenstände und erscheinen uns klarer. Wenn wir sie nur durch die Luft wahrnehmen, erscheinen sie ruhiger. Quelle: buggyandbuddy.com
Geräusche Jagd
Spaziergang: Geht nach draußen auf eine Geräusche-Jagd. Nach den offensichtlichen Geräuschen (Auto, Stimmen, Regen) versucht ihr, auch die ganz leisen oder entfernten wahrzunehmen (Insekten, raschelndes Laub, Vögel, entfernte Fahrzeuge).
Diskutiert verschiedene Aspekte: Was hörst du? Wie klingt es genau? Wer/was macht dieses Geräusch? Woher kommt das Geräusch?
Wecker verstecken: Versteckt einen Gegenstand, der ein ganz leises Geräusch macht: einen alten Wecker oder ein Handy, das ganz leise gestellt ist. Ihr wechselt ab, wer suchen darf.
Richtungshören: Der Spieler sitzt auf dem Boden und hat die Augen geschlossen. Der oder die Spieler machen vor, hinter, links und rechts von ihm ganz leise Geräusche. Der Spieler zeigt in die Richtung, in der er das Geräusch hört.
Finde hier noch mehr Ideen für Horch- und Sprachaktivitäten.
Echo
Geräusch nachmachen: Eine Person macht ein Geräusch vor, ohne dass die andere Person sieht, wie es gemacht wird. Nun versucht sie es nachzumachen. Für kleine Kinder kann es schon schwierig sein, das Geräusch zu erzeugen: schnalzen, zischen, stampfen etc.
Steigerung für größere Kinder: Mach das Geräusch in einer Abfolge: klatsch-klatsch-patsch-schnipp-schnipp (Klatschen, auf Oberschenkel patschen, Finger schnippen)
Wortkette: Sag euch gegenseitig Wörter auf, die der andere in der richtigen Reihenfolge wiederholen muss. Macht es einfacher, indem ihr die Wörter aus einem bestimmten Bereich auswählt wie: Pizza, Schinken, Tomaten oder Strand, Liegestuhl, Sonnenschirm. Beginnt mit drei Wörtern; wenn es dreimal fehlerfrei geklappt hat, steigert ihr.
Etwas einfacher für kleine Kinder: Verteilt die Memory-Karten an Spielleiter und Spieler. Beide erhalten das identische Set. Der Spielleiter legt 3 Memory-Karten in der Reihenfolge ab, in der er die Wörter aufsagt, ohne dass der Mitspieler die Karten sieht.
Vor dem Spieler liegen alle Memory-Karten offen aus. Er kann mit den Augen die Karten verfolgen. Sobald der Spielleiter seine Karten fertig genannt hat, nimmt der Spieler die richtigen Karten und legt sie in der richtigen Reihenfolge ab.
Steigerung für Champions: Wählt Wörter, die keinen Zusammenhang haben: Pferd, Blumenvase, Skistock, Buch, August. Noch schwieriger: Die Wörter müssen rückwärts aufgesagt werden.
Für Gruppen:
Klangpartner: Jeder bekommt eine Karte mit einem Tier/Namen/Gegenstand, wobei die Karten doppelt vergeben werden. Alle bewegen sich durch den Raum und flüstern leise diesen Namen. Auf den Mund gucken ist nicht erlaubt!
Wenn ihr euren Partner gefunden habt, verlässt ihr das Spielfeld.
Steigerung: Macht es schwieriger, indem ihr ähnliche Worte im Spiel habt, z.B. : Giraffen/Affen, Schwein/Meerschwein, Wal/Aal oder Trauben/Tauben, Tanne/Kanne, Brot/Boot, Hasen/Hosen
Wer hat’s gesagt? Der Spieler schliesst die Augen. Eine Person aus der Gruppe sagt ein kurzes Wort. Der Spieler muss raten, wer gesprochen hat.
Richtungshören: Der oder die Spieler sitzen mit geschlossenen Augen in der Mitte des Kreises, mindestens vier Spielleiter sind um sie verteilt. Die Spielleiter machen abwechselnd leise Geräusche wie Hände reiben, mit den Füssen scharren, kräftig blasen etc. und die Spieler zeigen in die Richtung, aus der das Geräusch kommt.
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